2023: "Ludentreffen" am Baldeneysee: Klaus und Mattes

2022: Der absolute "Lahnsinn" - Ein Wochenende an und auf der Lahn: Günter und Butzi

2021: Je tàime in der Traumschleife - Der Hunsrück: Mattes

2020: Maskenball in Tecklenburg: Ansgar

2019: Das scheena Schwabaländle: Thomas

                                                 Wanderbericht: Im scheena Schwobaländle 2019

 

Noch nie wurde einem Wandermitglied in noch relativ jungen Jahren so eine Ehre zuteil. Die Ausrichtung des wohl kultur- und bildungsreichsten BU-Ausflugs des Jahres sollte übernommen werden. So kam ich, Thomas, 31 Jahre, zu diesem kaum in Worte fassbaren Vergnügen.

Januar 2019. Eine Wanderung für die wohl erfahrenste und begabteste Gruppierung „BU-Wanderabteilung – Sektion Jahnwiesen“ sollte geplant werden. Nun gut, so schwierig konnte das wohl nicht sein, denn meine Vorgänger schossen das (meistens) immer ganz locker flockig aus der Hüfte. Also wurde die neueste Wander-App „Komoot“ geladen und erst einmal wild hin und her nach Routen in meiner Heimatregion gestöbert. Relativ schnell wurde klar: Thomas, ming Jung, du hast keine Ahnung vom Wandern und vor allem nicht vom Ausrichten eines Wanderausflugs im scheena Schwobaländle.

„Kein Problem“, sagte ich mir, ich besprech‘ das mal eben mit den zwei fleischgewordenen Landkarten, Armin – meinem Vater und Emil – meinem Opa. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich Routen parat, mit denen wir wohl, vom Schwabenland aus, ca. 5x um den Globus wandern hätten können. Da wir, leider Gottes, „nur“ zwei Netto-Wandertage hatten, musste an dieser Stelle etwas reduziert werden. Und so nahm es seinen Lauf, zwei Wanderrouten wurden als bezwingbar identifiziert und festgelegt.

Mit tatkräftiger Unterstützung meiner ganzen Familie konnten zudem auch die gesamte Verpflegung, jegliche Transportdienste und das Rahmenprogramm organisiert und für das Wanderwochenende festgezurrt werden.

Stolz wie Bolle und bestens gelaunt ging es an die Unterkunftssuche für mittlerweile 16 wanderverrückte Personen. Damit der Naturflash nicht zu krass auf den ein oder anderen einprasselt, wurde als Basis eine Stadt namens Tübingen auserkoren, die zufällig auch Startpunkt beider Wanderungen sein sollte. Stilecht fiel die Wahl der Unterkunft auf einen denkmalgeschützten Altbau mit wunderschönem Ambiente. Nur das Beste für uns! Ich habe mir sagen lassen, dass bisher noch nie in einer Stadt genächtigt wurde - ob das gut geht?!

Tag 1: Über das Breisgau zum „Month des Monats“

Alles war organisiert und vorbereitet, nun fehlten nur noch die Wanderer. Dann ging es Schlag auf Schlag. 4, 8, 10, 13 Ankömmlinge und die Willkommensbiere flossen bereits en Masse – Moment mal, es fehlen noch 3! Karsten, Klaus und Luiti! Nach kurzer Kontaktaufnahme stellte sich heraus, dass sich die Herren für eine Anreise über das schöne Freiburg im Breisgau entschieden hatten. Soll ja auch schön sein dort!

Durch die schöne Tübinger Altstadt ging es ins Brauhaus Neckarmüller, um das gemeinsame Wochenende deftig und flüssig zu starten! Mit vollen Mägen und den ersten Lachkrämpfen im Zwerchfell, entschloss man sich, noch auf ein, zwei Absacker auf die naheliegende Kneipen-Meile weiter zu ziehen. Aufgrund des Feiertags und der damit zusammenhängenden Abstinenz der vielen Tübinger Studenten war die Partymeile eher entspannt gefüllt. So verschlug es uns in die einzige noch offene Lokalität. Raucherkneipe versteht sich. Sagen wir es mal so, es waren tendenziell eher freudige Gesichter vorzufinden. Aber spätestens nachdem die Aktionstafel mit der Aufschrift „Drink of the Month: Vodka-Lemon!“ entdeckt wurde, war auch bei den wenigen Nichtrauchern unter den Wanderern, der letzte Zweifel an der Lokalität verflogen. Etliche Male ertönte der Order-Spruch: „8x den Drink des Monats, bidde!“. Im weiteren Verlauf des Abends entwickelten sich zahlreiche, abgewandelte Varianten des Order-Spruchs, jedoch immer mit demselben Ziel: einen weiteren eisgekühlten Vodka-Lemon in die Finger zu bekommen! So wurde doch durchaus auch einmal der sogenannte „Month des Monats“ bestellt. Der Barkeeper brauchte zwei, drei Sekunden um den vielleicht zu schnellen Gedankengängen der Gäste zu folgen. Am Ende jedoch war er sich immer sicher: ja, die wollen noch mehr von meiner unschlagbaren Aktion!

So neigte sich der erste Tag dem Ende zu und alle Mann gingen gestärkt - früher oder später - zu Bett. Gut, dem ein oder anderen musste noch einmal das richtige Bett gezeigt werden, aber Details, Details.

Tag 2: Geschichten von Kapellen, Wurstküchen und Feldwegen

Als mittlerweile doch nicht mehr allzu unerfahrener Wanderer, bzw. jetzt auch in der Rolle der Reiseleitung, war mir klar: wenn du die geplante Wanderung rechtzeitig starten möchtest, musst du die Truppe morgens aus den Federn bekommen. Leichter gesagt als getan! Doch der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und lauwarmen schwäbischen Weggla konnte noch kein Wanderer widerstehen.

Nachdem auch unser Doc. frisch geduscht war, konnte der erste Wandertag beginnen. Rein wetter-technisch blieb alles soweit stabil, einzelne kleinere Schauern konnten der gefestigten und bestens mit Regenschutzkleidung ausgestatteten Wandergruppe nichts anhaben. So wurde das Tübinger Schloss erklommen, einige der alten Tübinger Verbindungshäuser kritisch bestaunt und zu guter Letzt natürlich durch den Tübinger Wald das Tagesziel, die Wurmlinger Kapelle, bezwungen.

Wer jetzt denkt, dass es das schon gewesen sein sollte – falsch gedacht! Kultur stand noch auf dem Programm! Teilweise frisch geduscht und bereits mit den ersten hopfenhaltigen Getränken versorgt, ging es ab zur Städteführung. Frau Amos, eine ehemalige Tübinger Studentin und sehr gut informierte Historikerin, konnte den ein oder anderen mit interessanten Informationen rund um Tübingen und seinen Schwaben versorgen. Bestens informiert meldeten sich auch pünktlich zum Tourende die hungrigen Mägen der Meute. „Wurstküche!“ verkündete ich. Die Gesichter von Claudio und Luiti blieben vorerst versteinert. Aber natürlich können die Schwaben auch vegetarisch (Mauldascha, do sieht mr sFloisch eda!). „Schmegga lassa!“. Ich glaube jeder kam kulinarisch auf seine Kosten. Die wohlgenährten Wanderer deuteten nach dem reichhaltigen Abendessen noch an, dass ein Absacker in einer anderen Lokalität wünschenswert sei. Was macht man mit 16 gutaussehenden Männern im besten Alter? Natürlich, „Clubbing“! Zumindest haben wir es bis in den Eingangsbereich geschafft. Ein Bild für die Götter – alle Mann saßen seitlich in einem noch leeren Raum ganz vorne nahe der Bar. Für einen kurzen Moment war es mucksmäuschenstill. Die Barkeeper musterten die Truppe und kamen anschließend doch nicht herum, ein entsprechendes Grinsen aufzulegen. „16 Month des Monats!“. Ach ne, falscher Tag und falscher Laden. „16 Gin Tonic, bidde!“ ertönte es nach einer kurzen Besprechung der Gruppe über die jeweiligen Absacker-Wünsche.Eine knappe halbe Stunde später waren alle im Bett. Karsten war noch kurz auf’m Feldweg, nachdem er sich in einer Sache vertan hatte. Aber auch hier Details, Details.

Tag 3: Der Schönbuch, das Fahrrad und die rote Wurst

Das Wetter orientierte sich an diesem Morgen an der aktuellen Leistung des VfB Stuttgart, es war durchwachsen. Nach reichhaltigem Frühstück wurde der organisierte Shuttle-Transferbus – Vaddern – genutzt, um an den zweiten Startpunkt des Wanderwochenendes zu gelangen. Pünktlich zum Start der Wanderung ließ auch der Regen nach, sodass sich die tapferen Wanderer in Zwiebelmanier der jeweiligen Funktionskleidung Schicht für Schicht entledigen konnten. Klaus, der sich fitness-bedingt für den Plan B an diesem Tag entschied, sattelte spontan auf den Drahtesel um und verabredete sich für den späteren Verlauf des Tages am Zielort mit dem Rest der Truppe.

Aber nicht nur Klaus, sondern auch Karsten, nur auf Verdacht natürlich, gab hier und da ein Signal, dass der zweite Wandertag ohne Fahrrad vollständig nicht zu bewältigen sei. Der allseits berühmte Gärtner und Libero-Legende der Betongunion nahm die Möglichkeit dann auch schon im ersten Drittel des Weges in Anspruch. Mit einem „Wo bleibt ihr, ihr Luschen!“ wurde das restliche Feld angefeuert, doch etwas schneller zu gehen. Aber nicht nur Karsten, sondern auch weitere Personen, deren Namen ich hier nicht nennen möchte – §$§$%Clau34345dio23434und“§$“§$Günther“§$“§$ – nutzten mit einem freudigen Lächeln zwischendurch den treuen und neuen Begleiter.

So zogen die Minuten und Stunden des zweiten Wandertages ins Land, während, wie immer auf den BU-Wanderungen, über alle möglichen Themen gefachsimpelt und philosophiert wurde. Nach einer kurzen Mittagspause bei herrlichem Gebäck und dem ein oder anderen stärkendem Schnäpschen, klarte auch das Wetter etwas auf und entschloss sich, fortan trocken zu bleiben. Übrigens handelte es sich um den schönen Schönbuch, den wir am zweiten Wandertag teilweise durchquerten. Das Schaichtal, das nichts mit reichen Scheichs aus dem fernen Osten zu tun hat, stellte die Wanderer ebenfalls vor keine allzu großen Schwierigkeiten. Umgeben von schönen herbstlichen Farben der Bäume und Pflanzen, ging es aus dem Tal wieder etwas bergauf, um auf die Höhe des schönen schwäbischen Dorfes Walddorfhäslach zu kommen.

„Do kommetse!“ hörte ich vertraute Stimmen aus der Ferne sagen. Ein paar Meter weiter sah ich meine Oma und meinen Opa schon auf die rheinländischen Wanderbärchen warten. Nach einer kurzen Begutachtung der 700 Jahren alten Sulzeiche – eines der zahlreichen Wahrzeichen meines Heimatdorfes – folgte ein nahezu sektenhafter Tanz um den Stamm des Baumes. Von weitem konnte bereits der Geruch von frisch Gegrilltem vernommen werden.

Das Tages- und Wanderziel war erreicht, das Schrebergärtchen der Familie Kern. Bei kaltem Stuttgarter Hofbräu und leckeren heißen „roten Würsten“ bzw. „raude Wiarschd“, konnte das Wanderwochenende besiegelt werden – „schmegga lassa!“. Weitere Runden des selbstgemachten Schnapses meines Opas, Gegrilltes von meinem Onkel und meinem Vater, kaltes Buffet von meiner Oma und Kaffee von meiner Mutter, führten die Gruppe zu einer großen Familie zusammen. Aber halt, kurz durchgezählt, einer fehlte noch – wo war eigentlich Klaus alias Rensing?! Nach kurzem Anruf und Detail-Wegbeschreibung konnte auch der letzte Wanderer an diesem Tag das Lager finden. Klaus hatte das Fahrrad wohl richtig strapaziert, da es kurz nachdem es abgestellt war, direkt voller Erschöpfung umfiel. Mit einem kurzen „mh, is wohl müde!“ war auch Klaus allen vorgestellt.

Zu später Stunde, wieder per Shuttle-Bus, dieses Mal fungierte meine Schwester als Fahrerin, in Tübingen angekommen, gab es für die geschundenen Wanderer noch eins bis drei Absacker-Biere.

Tag 4: Abschied und Rückreise

Nach abschließendem Frühstück wurde alles im Handumdrehen zusammengepackt und gesäubert, sodass pünktlich um 11 Uhr morgens ausgecheckt werden konnte. Alle Wanderer sammelten sich wieder in den geplanten Rückreisegrüppchen und nahmen den Heimweg Richtung Rheinland und Umgebung in Angriff.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für das klasse Wander-Wochenende bei allen BUlern! Meiner Familie und mir hat es riesen Spaß gemacht, euch das scheene Schwobaländle einmal näher zeigen zu dürfen!

Sportliche Grüße

Euer Thomasle (BU – IV)

2018: Der Donnersberg: Edgar

 

BU Wanderung durch das Elwetritsche-Paradies anno September 2018

 

 

 

Teilnehmende Paradiesvögel: 18 an der Zahl, darunter hauptamtliche Ehrenspielführer einschließlich Bankdrücker sowie zwei Neulingen. 

Die Reiseleitung hatte auf Grund des unübersichtlichen Kaders schon vor dem Anpfiff den Überblick verloren und wusste nicht wohin mit allen. Aber das kennt man ja. Aus disziplinarischen Gründen wurde daher dem Verantwortlichen auch noch das Protokoll auferlegt. Das gab es noch nie.Der Einspruch an die Kontrollgremien ist angeblich nicht angekommen. Skandalös wie so vieles im abgelaufenen Jahr! Das wird noch eine Verlängerung geben.So, und nun zum Eigentlichen. Wie jedes Jahr, so zog es auch diesmal die BU-Herrschaften am ersten familienfreien Abend des Jahres zum Rapport weit weg von der Heimat ins Ungewisse. Pfälzer Höhenweg klang unaufgeregt und unspektakulär. Es sollte sich aber herausstellen, dass es für den einen oder anderen Wanderburschen eine weitaus höhere Herausforderung war als nen Elfer in die Luft zu ballern. Kaum zu glauben. 

 

Zumindest ein Geselle hatte nicht von Anfang an die Hosen voll, sondern dachte im Land des Deutschen Weines direkt an selbigen und empfing die Reiseleitung nebst Assistance dann auch umgehend mit einer Auto-Weinprobe. Die Vorhut hatte unter diesen Umständen ihre absolute Berechtigung und war von großem Nutzen. Der Kofferraum war voll mit hochprozentigen Leckereien aus der Gegend. So konnte es durchaus weitergehen. Mit Blick in die endlose Prärie des Pfälzer Hügellandes strömte der Optimismus zeitgleich mit dem Alkohol desaströs in die kleine Menschenmenge ein. „Vielleicht kommen doch alle ungeschoren nach Hause“, ging den Anwesenden im Überschwang der köstlichen Tröpfchen durch den Kopf. So nach und nach kamen Sie denn alle in den Ort der alten Keschde: Dannenfels. Ein älterer Haudegen unter uns wartete besonders nervös und aufgeregt bis alle Mitstreiter endlich angekommen waren, so dass er sein Geburtstags-Grillbuffet endlich eröffnen konnte. So einen Pfälzer Festschmaus hatte das BU-Urgestein noch nie gesehen. Er war den Tränen nah. Da musste er erst sooo alt (??) werden. Selbst Schuld der Düsseldorfer kann man da nur sagen.Und nun kam es wie es so kommen musste: Die Herren konnten nicht anders und tranken sich Mut an. Manche benötigten sehr viel Mut und man wunderte sich dann schon irgendwann wie mutlos man so sein kann. Wegen so einem (Donners-)Berg? Doch Worschd und Schoppe und Schoppe und Worschd machten unglaubliche Dinge mit den Stadtmenschen. Veganer blühten auf und sogar der medizinische Dienst kam aus dem Staunen nicht heraus und forderte Hochprozentiges am laufenden Band. Das sah für die kommenden Tage vielversprechend aus und die Angst vor der Wildnis wurde mit einem kleinen Elwetritschen-Kräuter abschliessend weggespühlt. Für eine erlesene Runde gab es des Nachts auch noch die zweite Weinprobe in einer hitzigen Pfälzer Nacht. Selig schlief man ein.Der Aufbruch am nächsten Morgen sollte direkt nach Sonnenaufgang vonstatten gehen und beim Durchzählen waren in der Früh sogar alle da. Das gab es auch nicht immer. Mit leichtem Enthusiasmus und morgendlichen Geplapper schlenderte der Trupp hinab ins Tal, um anschliessend hoffentlich blasenfrei zum höchsten Dorf der Pfalz zu gelangen: Ruppertsecken.

 

Wie gewohnt hatte sich das Feld innerhalb kürzester Zeit lang und länger gemacht. Da der Aufgalopp ohne einheitliche Trikots stattfand kam dies eher einem Buntspechtmeeting gleich. Aus Sicht der Reiseleitung -  am Ende des Feldes – ein putziger Anblick, bis irgendwann alle im Wald verschwanden. Tschüss und weg. Und die Zeit verging und verging und es wurde immer einsamer bis endlich das erste Durchgangsziel zu sehen war: Der höchste Fußballplatz der Pfalz in Ruppertsecken. Allerdings menschenleer! Es fehlten 17 der 18 Teilnehmer! Will sagen: Nur die Reiseleitung hatte es geschafft. Gleich 17 Verluste an einem halben Tag: Wie sollte man dies den Müttern und sonstigen Anverwandten erklären? Das würde schwer werden...Trotz eitlen Sonnenscheins legte sich ein Nebel aus Entsetzen, Kopfweh und Allotria über das Pfälzer Dorf. Die Elwetritschen kreischten um die Wette. Nach endlosen Momenten wurde das Gejammer und Geheule erhört und die technische Assistance sendete Notsignal um Notsignal. Die Stadtcowboys konnten unter unmenschlichen Anstrengungen kurz vor dem Abgrund gerettet werden. Dem Herr sei Dank! Man rätselte wie die Nacht davor so etwas auslösen konnte. Man fand keine Antwort. Alle waren plötzlich stocknüchtern, aber das war dauerhaft keine Lösung. Doch woher ein Tröpfchen bekommen um wieder Kraft zu tanken? Der ganze Ort wie ausgestorben und der Weg der vor uns lag war der Sage nach nicht mit Reben und Hopfen gepflastert.

 

Es kam die große Stunde des Niederrheins. In den stockdüsteren Tiefen des Ortes zauberte einer der Neulinge Unglaubliches hervor. Quasi aus dem berühmten „Nichts“ stand eine Wunderkiste mit Hopfenbräu mitten im Ort und all diejenigen, die bereits auf dem Weg in die Geburtsstätte der Reiseleitung waren, wurden zurückgepfiffen. Es entstand eine Aufregung vergleichbar mit dem Videobeweis in der Halbzeitpause damals in Mainz oder wo auch immer das war. Vor uns stand nicht nur die Rettung des Tages, sondern auch ein wohlgelaunter Ruppertsecken-Hubert. Der konnte als örtlicher Schwarzbrenner endlich mal aus dem vollen schöpfen, laberte die BU beim anschliessenden Trinkgelage schwindelig  und verkaufte nahezu seinen kompletten Garageninhalt. Schwer beladen, aber wieder äußerst entspannt und frei von Angst zog die BU weiter durch die Prärie. Vorbei am Ehrendenkmal der Reiseleitung mit FCK-Fahne in Würzweiler erreicht man nach mehreren kleinen und größeren Teamsitzungen das Ziel des Tages: Das Schwalbennest in Marienthal. Die Wirtin erwartete die Mannschaft mit ortsüblichem Frohsinn und einem Hoffnungsschimmer für die Nacht: Der Zugang zur Scheune und damit zur notwendigen Flüssigkeitsaufnahme wurde direkt sichergestellt und die Schlüssel wurden offiziell übergeben. Als Pfand mussten lediglich zwei BU´ler bei der Wirtin im Wohnzimmer auf der Couch schlafen. Das Risiko war überschaubar und alle willigten dankbar ein.

 

Nach einer kurzen Pfälzer Vesper zog es die Runde grüppchenweise zur Marienthaler Grillhütte zum Abendmahl. Auf dem Weg dahin kreuzte man unweigerlich eine Art Tatort-Bratwurst- bzw. Bierbude, wo alle Dorfbewohner unter 90 Jahren fröhlich klatschten und lull und lall viel Frohsinn verbreiteten. Während Häuptling Silberrücken schwächelnd mit der Reiseleitung an besagtem Stand vorbeirauschte - um die katastrophale Lage des kölschen Kulturguts an Ort und Stelle zu erörtern - zog es eine größere Anzahl BU´ler in Richtung Dorfgemeinschaft. Insbesondere die Frischlinge der Gruppe taten sich hervor und konnten nicht verbergen wie schön es war endlich mal mit Fachleuten tiefgründig über den FCK, den FC  und Ähnliches zu sinnieren, um gleichzeitig als Teil des Dorfes abgefüllt zu werden. Wie sich herausstellen sollte wurden Freundschaften für´s Leben geschlossen und die Einladungen zur nächsten Ortskerwe gingen umgehend raus. So wog die BU die ganze Nacht hin und her zwischen Scheunen- und Bierstandglück. Es hätte in der Tat schlimmer kommen können.

 

Am nächsten Morgen war der Niederrhein auch schon per „Du“ mit der Wirtin, die ganz nebenbei auch noch ein Buschtaxiunternehmen hatte. Das erfuhr man jetzt erst so ganz nebenbei. Häuptling Silberrücken schlug sofort zu und gab nach langer Zeit Rauchzeichen der inneren Gelassenheit.  Der klägliche Rest rieb sich den Kopfschmerz in der Sonne und wartete verzweifelnd auf das Katerfrühstück. Und was für eins... Ohne Schoppe, aber mit Worschd, Worschd und Lewwerworschd. Das lockte auch den letzten Schlaftrunkenen hervor und man muss sagen: So ein Scheunenfrühstück könnte man öfters vertragen. Da noch vor der Mittagszeit ein Weizenbieraufenthalt auf dem Programm stand blieb es ausnahmsweise ohne die üblichen Klarspühler hinterher. Brav zahlte man den Scheunenball und machte sich ohne den Vorsitzenden des Ältestenrats auf den Weg zur Burgruine Falkenstein.

 

Dieser historische Ort mit Blick in die Weiten des ehemaligen Keltenreiches hatte die Pforten schon früh geöffnet. Der Hopfen floss in strömen und wer nicht genug Worschd bekommen hatte konnte hier direkt nachlegen. Das taten dann auch einige Leckermäuler und bei soviel kulturellem Nahrungsgenuss verlor man die Zeit. Und die Reiseleitung den Überblick. Dachte Sie doch, die BU ist immer noch auf dem Zenit Ihres Schaffens und wird vor dem Gipfelanstieg noch einen kleinen Abstecher hinunter in die Schlucht der Kelten gut vertragen können.

 

Das tat die BU aber nicht.

 

Selbst der Meister konnte nicht mehr alleine gehen und musste sich der Assistance bedienen. Voller Leichtsinn irrte diese kleine Gruppe wilder Burschen mit dem Meister umher und umher bis er schließlich aufgab. Immer nur im Kreis laufen war dann doch zu viel des guten. Der Hilferuf kam zu spät. Der Niederrhein zeigte sich solidarisch und konnte ebenfalls nicht mehr. Jetzt wurde es langsam ernst. Die BU schrumpfte besorgniserregend zusammen. Wieder musste ein Buschtaxi ran. Unser schlauer Fuchs vom Ältestenrat hatte sich derweil die Lizenz unter den Nagel gerissen und flog umgehend über den Donnersberg zur Mannschaft. Wenigstens etwas.

 

Der Weg zum Gipfel war für die Rumpftruppe beschwerlich und die verbliebenen Unbeirrten mussten an bis über Ihre Grenze gehen. Sonst liegt Selbige bei Kölnern nebst Immis ja beim Schieben eines Fäßchens auf dem Wagen über die Ringe. Jedenfalls irgendwo da. Das hier war anders. Die ehemals so bestaunten Fußballer besannen sich in der Not des Teamgeistes von einst und stützten sich unter den Augen des sportlichen und medizinischen Dienstes Schritt für Schritt nach oben. Trotz Sonnenscheins gab es nur noch Schatten in den Gesichtern. Selbst die immer gutgelaunte Torwartriege machte keinen guten Eindruck. Es zog sich und zog sich und so manch einer schrie nach Luft und schickte der Reiseleitung verzweifelte SOS-Nachrichten. Es war in der Tat eine harte Bewährungsprobe für alle. Über Stock und Stein oder was man auch immer dafür hielt grabbelte man sich höher und höher, bis endlich auf dem Gipfel der immer größer werdende Kreis von Buschtaxiunternehmern zu sehen war. Fröhlich schunkelnd beim Sonntagsbraten.

 

Jetzt waren es schon drei und man blieb dabei.

 

 

 

Der Rest ist Geschichte und wird es bleiben.

 

2017: Der Moselsteig: Uwe

Chön, Chön, Chön oder der Wandel der BU vom Mystizismus zum Realismus

 

 

Die BU rief wie in jedem Jahr zur Massenwanderung, diesmal in das chöne Moseltal. Uwe, als Eingeborener dieser Region, hatte mit unermesslichem Einsatz sowohl wettertechnisch, als auch kulinarisch und übernachtungstechnisch die Federführung, und dies schon einmal vorweg, er leistete ganze Arbeit.

 

Wie immer war es unfassbar, dass sich alle Wanderer wirklich am gleichen Tag, am gleichen Ort trafen, weil sowohl die Bildung der Fahrgemeinschaften, als auch das Auffinden selbst verstecktester Orte wie üblich höchst anspruchsvoll waren. Nur mit viel Glück konnte in diesem Jahr Ansgar an der gemeinsamen Wanderung teilnehmen. Irgendjemand hatte sich einen Spaß erlaubt und in Ansgars Wegbeschreibung eine Brücke eingezeichnet, die es schon seit dem Mittelalter nicht mehr gab, und die zudem auch damals schon einen komplett anderen Namen hatte. Seis drum, mit ein wenig Fremdsprachenkenntnis und der nötigen rücksichtvollen Umgehensweise mit den Dorfbewohnern, schaffte auch er es, seine Freunde aufzufinden. In sonnigstem Wetter trudelte man im Landgasthaus Kaster ein und nahm zunächst einmal einen Kuchen zu einer warmen Tasse Kaffee ein, je nach Gusto und Körperform mit Milch, Zucker und Sahne. Uwe wurde von allen Menschen im Ort mit Handschlag begrüßt und musste leider die Frage negativ beantworten, ob wir die Gruppe seien, die die leerstehenden Häuser neu beziehen und damit dem Aussterben der Dorfbevölkerung entgegenwirken sollten. Und wie in jedem Jahr hielt plötzlich ein Kleinwagen auf dem Parkplatz, ein uns bekannter Lahn Dillkreis Bewohner stieg aus, und er hatte außer den Sachen die er am Leibe trug, nur sein kleines Zeitfenster mit, das so gerade in den Wagen passte. Die üblichen Floskeln machten die Runde: „Ach der Bene, chön dass du es einrichten konntest, und jetzt ist aber auch gut, setz dich hin, und möchtest du vielleicht ein Getränk mit uns einnehmen?“ Und der erste Eindruck den ein Außenstehender gewinnen konnte war, dass da echt wieder eine schlagkräftige Wandergruppe beieinander war. Und nur einer wahnsinnigen Körperbeherrschung war es zu verdanken, dass Werner und Many nicht weiter auffielen, obwohl beide mit einem ganz schweren Männerschnupfen angereist waren, der sie später noch an die Grenzen der Belastbarkeit brachte. Die Zimmer wurden in diesem Jahr ohne Auseinandersetzungen bezogen, vielleicht auch deshalb, weil für jeden Wanderer ein eigenes Bett zur Verfügung stand, und auch, weil sich über die Jahre innigste Männerfreundschaften gebildet haben, die die Frage mit wem, wie oft und wie lange unnötig machten.

 

Am ersten Abend blieben alle aufgrund der strapaziösen Anreise im Gasthof, der, wie Uwe ein ums andere Mal beteuerte, ausschließlich für uns gebaut und auch reserviert worden war. Welch Glückes Geschick. Proviant war genügend eingekauft worden und so konnte uns der Koch des Hauses alle gewünschten Speisen zubereiten und zum frühen Abend unter einem zufriedenen und stolzen Lächeln servieren. Dazu gab es unterschiedliche Weine der Region, die die empfangsbereiten Gaumen freundlichst verwöhnten. Es wurde wie üblich viel geredet, über die nicht Anwesenden gescherzt und Lieder aus der Heimat gesungen. Für alle unbemerkt, geschah etwas, was zu diesem Zeitpunkt in seiner Tragweite nicht absehbar war und uns über die kommenden Jahrzehnte wohl weiter noch tiefgreifend beschäftigen wird. Der Meister hatte sich verändert. Zwar konnte man ihn nach wie vor an seiner Stimme zunächst noch erkennen, aber mit zunehmender Dauer machten seine Ausführungen den Eindruck, dass ihm die Luft ausging. Aus Worten mit Sinn und Verstand, wer hat hier nicht noch die Worte in den Ohren, mit denen er unsere Ohren in Belgien an seine Lippen fesselte, wurde zunehmend ein immer wiederkehrendes „ Pft, pft,pft“, begleitet von veitstanzähnlichen Auf – und Abbewegungen, eingestreut hauptsächlich ein Name eines nicht Anwesenden, der daraufhin auch sofort kontaktiert wurde, um nachzuforschen, ob sich in der jüngsten Vergangenheit etwas Dramatisches zugetragen habe zwischen den beiden. Filmaufnahmen wurden gemacht, um evtl. bei einer späteren Teufelsaustreibung hilfreich sein zu können. Der Meister, Inbegriff des Mystizismus der letzten Jahre, wankte schwer, doch dies sei vorweggenommen, er wankte, fiel aber, Gott sei gelobt, letztendlich nicht. Aber es entstand ein riesiges Loch für die Anhängerschaft, das bis zum kommenden Abend auch nicht mehr gestopft werden konnte. Ängstliche, verunsicherte Blicke hingen in der nachtgeschwängerten Moselluft. Auch Dorfbewohner kamen hinzu, die neben der Bitte nach etwas mehr Ruhe, auch Hilfe anboten. Der Gastwirt kam hinzu und teilte mit, dass, wenn wir gar nicht weiterwüssten, er uns auch nicht mehr helfen könne und wie solle das denn jetzt alles weitergehen? Kurze Krisensitzung. Es wurde der vernünftige Entschluss gefasst, ins Bett zu gehen. Karsten wurde draußen in einem Dornbusch versteckt, die Fronttür wurde verriegelt, die Fensterläden geschlossen, und der Meister wurde für diese Nacht seinem ungewissen Schicksal überlassen. Zur Freude aller war er dann aber am nächsten Morgen nicht nur da, sondern auch wieder seiner Sprache mächtig, hatte nichts mehr von seinen Handlungen in Erinnerung, und war nun seit Jahren endlich wieder einer von uns. Keine Wolke am Himmel, aus denen seine mahnenden Worte auf uns herabregneten, ein Mensch wie du und ich. Bei einem zünftigen Frühstück wurden die Wanderaggregate aufgeladen und dann ging es frohgemut in die sich vom Nebel lösende Weinberglandschaft. Uwe fragte in die Runde, ob wir denn nun alle bereit seien, was mit einem „jawoll“ von allen Wanderern, auch von den immer noch am fiesen Männerschnupfen Leidenden, beantwortet wurde. Man ging gemäßigten Schrittes los. An der ersten Weggabelung die scheue Frage an unseren Guide: „Wo geht’s denn lang?“ Und die souveräne Gegenfrage: „Woher soll ich das denn wissen?“ Also ging man einfach weiter. Der Tagesmarsch war den Bedürfnissen der Körper angemessen.

 

Das vom Guide bei seiner Schwester bestellte Picknick wurde leider in den Wäldern nicht gefunden, vielleicht auch deshalb, weil die in dieser Gegend häufig anzutreffenden Funklöcher, nie in Gänze gestopft werden konnten.

So zehren die Kinder seiner Schwester noch heute von den Pausenbroten, die ja jetzt bis zu den Weihnachtsferien nicht mehr geschmiert werden müssen. Ein Weinberg gab dem anderen seine Trauben in die Hand und den Füßen einen guten Widerstand, um sich vom Boden abzudrücken. Und es zeigte sich, dass die große Erfahrung der Wanderer dafür sorgte, dass es niemandem an Wasser und Speisen mangelte. Am frühen Nachmittag traf man erneut in unserer Gastschänke ein, und man begann damit einen Countdown bis zum Abendessen zu starten. Die einen tranken noch ein Bier, die anderen einen Wein, und die Wanderer, die in sich nicht stabil waren oder nicht in sich ruhten, suchten in der Gegend noch kulturelle Einrichtungen auf. Zum Abendessen ins einen Bergabstieg entfernte Valwig wurden die leichten Schuhe angezogen und Werner erklärte sich bereit, mit dem Wagen zu fahren, falls jemand diese Etappe nicht mehr schaffen sollte. Bene hatte zu diesem Zeitpunkt sein kleines Zeitfenster wieder eingepackt, und brachte es nach Hause. Das Abendessen ließ wieder keine Wünsche offen. Im Anschluss ging jeder den Rückweg zu unserem Gasthof an. Die einen zu Fuß, die anderen mit ortsansässigen Fuhrunternehmen. Edgar machte sich einen Spaß daraus, sich in der Toilette zu verstecken. Da ihn aber dort keiner suchte, kam er nach einiger Zeit wieder aus seinem Versteck heraus und fuhr mit dem Auto zurück. Und dann geschah es. War, bedingt durch den Meister in Belgien, ein nie dagewesener Mystizismus auf die BU niedergekommen, bahnte sich jetzt ein Lokalrealismus einen Weg, der vielleicht auch durch die an diesem Wochenende stattfindende Bundestagswahl, seinen Auslöser hatte. Günter hatte zu diesem Zweck am Wandertag eine repräsentative Umfrage bei den Wanderern gemacht. Und da er uns ja schon in Oberstauffen bewiesen hatte, wie gut er mit Zahlen umgehen kann, hatte er schon gegen 22 Uhr eine erste Prognose erstellt. Jeder Befragte hatte ihm anonym gesagt, was er wählen wolle und das Ergebnis war vielversprechend. Unter allen Befragten, zwei Wanderer hatten ungültig geantwortet, wurden letztlich 57% der Stimmen für Sonstige abgegeben. Allgemeines Staunen und dann erhob Erwin das Wort: „Wenn ich Bürgermeister in Köln wäre…“. Und sofort wurden Augen, Ohren und Sprachorgane geschärft und die erste Kölner Schaaria ausgerufen. Jeder konnte Fragen an den zukünftigen Meister, hier jetzt Bürgermeister, stellen, und Erwin war um keine Antwort verlegen. Antworten begannen ganz staatsmännisch mit: „vielen Dank für die Frage“ und Erwin blieb wirklich keine Antwort schuldig. Häufig antwortete er auch mit: „in den ersten zehn Minuten meiner Amtszeit…“ Es war fantastisch, er war fantastisch, und wir sahen sein Bild schon tausendfach in den Straßen von Köln gütig auf uns herablächeln. Fahrradwege waren schon in ganz Köln von seinen Zöglingen gebaut, das Stadion hatte eine noch nach oben hin offene Kapazität von 120.00 Zuschauern und die AWB war schon so gut wie, durch wirklich Arbeitswillige, ersetzt. Und wenn schon Köln, warum denn nicht bundesweit diesem großen Schaar folgen. Ministerposten wurden unter den BU -Freunden aufgeteilt und an jeden war gedacht. Was für eine reale Welt nach unseren Vorstellungen schien da schon dem Greifen nah. Es gab Schul-, Kultur-, Garten -, Sprach -, Renten- und was weiß ich für Minister. Deutschland könnte zu neuem Leben erwachen. Und nachdem unser zukünftiger Gastronom Mathes bekanntgab, dass er gezapftes Bier am Liebsten aus Gläsern trinken würde, kam sogar die Idee auf, einen Gastronomieminister zu bestellen.

 

Nach dem sonderbaren Abschied vom Meister am Vorabend, hatte jeder wieder ein Leuchten der Hoffnung in den Augen. Und die Parole für die zukünftigen Jahre würde einfach nur noch lauten:

 

Nicht nachdenken – Weitermachen mit Schaar. Da trotz aller Euphorie jeder Abend auch ein Ende haben muss, gingen wir alle mit einem Ministerposten in Spe und chönen Gedanken in unsere Nachtlager. Immer noch beschwingt wachten wir am nächsten Tag auf, der Hahn krähte uns einen guten Morgen in die Kissen und bester Laune früh- stückten alle Anwesenden. Und die letzte Wanderung sollte es noch einmal in sich haben. Nachdem wir uns nach stundenlanger Podiumsdiskussion und Sondierungsgesprächen endlich auf einen Weg einigen konnten, gingen wir über einen steilen und für die knie- geschädigten von uns sehr anstrengenden Weg an Abgründen vorbei den Weg hinab ins Tal, um bei einer, von einigen gewünschten Bootsfahrt, unser sportliches Engagement für dieses Wochenende ausklingen zu lassen. Ein Dank an Uwe.

 

Es war chön, chön, chön.

 

2016 Reiseleitung: Mattes

Wieder ging es los mit einer Horde frischrasierter und tatenkräftiger Männer, um ein Wanderwochenende zu erleben das, wie immer, seinesgleichen suchte. Im letzten Jahr deuteten schon erste Anzeichen auf eine Verrohung der Sitten hin, als die Wahl der Betten verwerflicherweise den Frühangereisten vorbehalten blieb, damals schon sprach ich von einer Charakterlosigkeit, die ihresgleichen suchte. Aber was sich in diesem Jahr abspielte ist durchaus als mallorcesque zu beschreiben. In diesem Jahr zog es uns erneut ins belgische Trooz, dem Ort an dem vor einigen Jahren der Meister auferstanden war und mit seinen Jüngern der Wahlspruch – die BU rettet die EU – ins Leben gerufen wurde. Was ist aus alldem mit den Jahren geworden. Die BU schaffte es nur teilweise die EU zu retten und der Meister zeigte in diesem Jahr, dass Wunder nicht jederzeit vollzogen werden können. Dazu später mehr. Um der Chronologie Folge zu leisten möchte ich hier mit der Anreise beginnen. Wie immer wurde der Anreisezeitpunkt sehr individuell gewählt, was zur Folge hatte, dass die später Ankommenden einen gehörigen Rückstand in der Vernichtung der reichlich vorhandenen Getränke aufzuholen hatte, was auch nur in Ansätzen gelingen konnte. Aber, wie in der Heimat versprochen oder zumindest angekündigt, wurden in diesem Jahr auch keine Saufgelage veranstaltet, auch wenn Mallorca besonders am ersten Abend sehr präsent war. Wie auf der herrlich sonnigen und landschaftlich reizvollen Insel üblich, wurden in Belgien zwar keine Liegestühle mit Handtüchern belagert, aber die fortschreitende, vielleicht auch altersbedingte Charakterlosigkeit des Vorjahres, s. Bericht 2015, wurde auch in diesem Jahr nicht weniger deutlich. Es wurden Betten reserviert, bzw. belegt und das mit ganz unterschiedlichen Gegenständen. Natürlich ist es rührend und kaum wegzudiskutieren, wenn einer der Wandersleute das Foto seiner Liebsten auf einen Nachttisch stellt, aber welche Mittel von anderen genutzt wurden möchte und darf ich hier nicht unerwähnt lassen. Socken, Unterhosen, Mützen wurden so auf den Betten drapiert, dass gleichsam eine in Besitznahme angetäuscht wurde, zu der es weder im Vorfeld noch in der entstandenen Situation eine Legitimation gab und mich immer weiter dahin bringt, auf zukünftigen Reisen im Vorfeld zu bestimmen, dass die Wahl der Betten nach Körperkraft oder Körpermasse vorgenommen werden sollte. Darwin hat hierzu eine Theorie verfolgt, der ich persönlich zukünftig Nachdruck verleihen sollte. Eine andere Idee von T. klingt auch interessant. Bettvergabe nach einem Schachboxen Turnier.Als alle Wanderer eingetroffen waren, Hände geschüttelt und die Betten bezogen waren traf man sich zum ersten gemeinsamen Essen in den Hallen des Hauses. E. hatte mal wieder Nahrung aus seiner Heimat vorbereitet und sie war wie auch schon beim letzten Mal delikat und gab eine angenehme Schwere in der Bauchgegend. Alle versammelten sich um den üppig gefüllten Tisch. Alle? Nein, ein Wanderer befand sich zu diesem Zeitpunkt noch auf der wunderschönen Ferieninsel Mallorca. E. hatte noch schnell mit ihm Kontakt aufgenommen und teilte uns die traurige Nachricht mit. U. verweilt seit Dienstag auf Mallorca. Die Gesichter der Wanderer wurden lang und länger, da jeder, gerade auf den jährlichen Wanderungen, das persönliche Gesundheitstagebuch vorlegt, um eine Idee für das zukünftige Weiterleben zu bekommen. Was jetzt? Doch vermutlich nagte ein Hauch von schlechtem Gewissen an U. und er packte seine Badehose ein, holte sein Handtuch von der Liege, die er für den nächsten Tag schon reserviert hatte, charterte sofort nach dem Telefonat eine Privatmaschine und landete noch fast pünktlich auf dem Landeplatz vor Ort. Die zuvor verdunkelten Gesichter erhellten sich schlagartig, richteten sich in die von Kofferrollen vibrierende Abendluft und wie aus einer Kehle stimmten alle ein „ Buenas Dias Mathias wir sind wieder da“ an. Und dies war der Startschuss zu einem musikalischen Abend, den es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Aus alltäglichen Situationen wurden spielerisch Texte entwickelt, die zu Nummer 1 Hits werden könnten. So gestand der Meister, dass er keinen TÜV mehr habe und direkt schall es aus mehreren Räumen – Ich hab kein TÜV kein TÜV mehr, ich habe kein TÜV kein TÜV mehr. Aufgeworfen und gesungen wurde dann auch die Frage, ob man, wenn man zwei Jahre keinen TÜV mehr habe, beim nächsten Mal dann sofort für vier Jahre TÜV bekommen könne. Nach den gesungenen Beiträgen und den zahlreichen Wünschen an die Reiseleitung für den nächsten Tag, ging es dann in angespannter Vorfreude auf den nächsten Tag in die Betten. Jeder in sein vorbereitetes Reich, nur zwei, bei denen KAMERADSCHAFT immer noch großgeschrieben wird, teilten sich in Ermangelung eines Bettes eine Liegestätte. In der ersten Nacht noch friedlich. Die Nacht verlief ohne besondere Vorkommnisse, alle wurden wach, alle lebten. Zum Sonnenaufgang traf dann auch ein Neuling in den heiligen Kreis der Wandererfahrenen ein und er wurde freundlich und wohlwollend begrüßt. Die üblichen Rituale wurden vollzogen und der Schweigekodex verbietet es hierauf näher einzugehen. Allerdings war der Novize R., wie alle die das erste Mal diesen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt gehen sehr aufgeregt. Jeder geht bekanntlich anders mit einer solchen nervlichen Belastung um, R. schlug es ziemlich auf den Magen und davon sollte er sich an diesem Wochenende leider auch nicht mehr erholen. Beim nächsten Mal wird er das hoffentlich souveräner verpacken können. Die Wanderung an diesem Tag führte durch wunderschöne Landschaften und verlangte den Beteiligten mal wieder alles ab. Das Wetter war gut, jeder fand sein Tempo und niemand wurde anschließend vermisst, was bei der großen Teilnehmerzahl ja nicht zwangsläufig selbstverständlich ist. Zu einem Eklat führte beinahe aber eine hessische Marotte, die in Belgien noch nicht bekannt ist. Müll in Mülleimer zu stecken, womöglich noch in Mülleimer, die einem nicht gehören ist in Belgien nicht bekannt. Glücklicherweise schienen die Waffen der Besitzerin aber nicht erreichbar zu sein, sodass B. diesen schwarzen Tag in seinem Leben nicht mit gleichnamigen bezahlen musste. Der Abend wurde eingeläutet, Individualkritiken zum Laufstil während der Wanderung wurden von den Erfahrenen gegeben und der Grill wurde entzündet. Und trotz aller Versuche der reichlich technikkompetenten Menschen konnte das Fernsehen nicht auf Sportschaumodus geschaltet werden. So beschränkte man sich auf die wichtige Nahrungsaufnahme, um später dann dem Abendprogramm beizuwohnen, in dessen Verlauf Kindheitsträume erfüllt wurden. DJ Z. und DJ R. heizten der Rasselbande so richtig ein. Versteckt hinter Sofas kramten sie einen Hit nach dem anderen aus den Musikarchiven und langgehegte Musikwünsche konnten erfüllt werden. Bis spät in die Nacht hallten aus den mitgebrachten Musikröhren weniger oder auch mehr bekannte Klänge, die Erinnerungen an die Jugend wiederbelebten. G., ganz in diesen scheinbar traumhaften Erinnerungen versunken, wachte dann auch erst nach langer Zeit wieder auf, alleingelassen, verspannt, aber mit einem seeligen Lächeln ausgestattet. Mit einem Schmunzeln um die Augen rief er „ wo seid ihr Schweine?“, trollte sich dann aber doch ins Bett. Dort lagen schon alle schlafend, alle, nein nicht alle, denn in einem Zimmer ging es noch lange rund. Zwei Männer, die sich nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht eingestehen mussten, dass sie nicht für einen One Night Stand geschaffen sind lagen noch lange wach. Beide mit reichlich Torwartgenen ausgestattet bestätigten sie den in Fußballkreisen bekannten Ruf, dass zwei Positionen im Verdacht stehen, mit einem gewissen Irrsinn ausgestattet zu sein. Der linke Läufer und eben der Torwart ( Kahn, Lehmann, Wiese um nur einige lebende Exemplare zu nennen sind hier die besten Beispiele). Zwar bemühten die zwei sich zunächst so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, aber so wie der Stürmer nachts im Einschlafen oft wach wird, weil er in Gedanken einen Schuss ins Toreck schießt, wachten die beiden immer wieder auf, weil sein Nachbar sich durchs Bett warf, und den Kopf des Mitschläfers in seinen Händen und unter dem Körper begrub. Torhüter halt, sie können eben nicht anders. Gut dass beide mit Handschuhen ins Bett gegangen waren, so kam es immerhin nicht zu Kratzspuren auf der Gesichtshaut. M. wurde es dann doch irgendwann zu aufreibend und er beschloss dann die Nacht draußen als Wache zu verbringen, immerhin war man ja in Belgien, und da weiß man ja nie was passiert. Am nächsten Tag schien das Wetter zunächst nicht auf der Seite der Wanderer zu sein. Es regnete ununterbrochen. Üppiges ausgedehntes Frühstück, Verabschiedung des nun doch nervlich voll ausgezehrten R. und dann wurden die Wagen bestiegen und es ging ins Hohe Venn. Das Wetter beruhigte sich zunehmend und strammen Schrittes ging es wie am Vortag auf die gut 20km lange Piste. Und diesmal gab es kein Vorgeplänkel. Schnell bildete sich eine Führungsriege und die hielt das Tempo durch Morast und interessante Holzstege bis zum Ende hin sehr hoch. Die Vegetation war wenn auch nicht sehr artenreich zu jedem Zeitpunkt hochinteressant. Nur W. war an diesem Tag nicht übermäßig aufnahmebereit und ließ seinen Unmut am armen A. aus, der aber glücklicherweise Ohrstöpsel in einem Reisegepäck hatte, dieser schlaue Fuchs. Die Leader der Gruppe kamen noch im Trockenen an, der Rest nahm die ersten Regentropfen wehrlos an, danach schüttete es in Strömen. In der Herberge des Weges wurden dann noch einige belgische Bierspezialitäten zu sich genommen. Dann ging es zum Haus zurück. Spagetti rundeten den Tag kulinarisch ab. Jetzt möchte ich noch einmal auf den Meister zurückkommen. Gefangen im körperlichen Alterungsprozess, geplagt von alltäglichen Anforderungen wie TÜV und Steuererklärungen blieben erhoffte Wunder aus. Der Versuch Wasser in Wein zu verwandeln scheiterte in diesem Jahr, Spötter meinten sogar, dass er in diesem Jahr Wein in Wasser verwandelt haben soll. Aber die BU wäre nicht die BU, wenn sie nicht dazu in der Lage wäre, Kontakt zu Göttern aufzunehmen. Diesmal wollte M. sich als Bindeglied zu denen da oben zur Verfügung stellen. Nachdem er zunächst derwischsgleich durch den Raum getanzt war, versuchte er unter zu Hilfenahme ausgewählter Kräuter einen Kontakt mit den Göttern herzustellen. Ob er ihn wirklich herstellen konnte? Entkräftet wurde er nachher zu Bett geleitet und ob er mit E. zusammen noch einen Schrein erbauen wollte, ist ungewiss, aber ein kunstvoll in die Wand gehauenes Loch lässt es vermuten. Danach wurde es zur Überraschung Aller politisch. Zwar wollte die BUnach dem letzten Mal die EU retten, aber es wurde nie konkret. Das war diesmal anders. Alle erinnern sich noch an Herrn Rüttgers. Kinder statt Inder und diese Aussage hatte ja durchaus rassistisches Potential. Doch jetzt wurden die Inder erneut aufs Parkett gebracht, zurück ins Boot geholt. Inder statt Rinder. Zugegeben dieser Spruch wurde nach dem Abendessen geäußert aber es entbrannte eine Diskussion, der zu folgen nur den weltdurchschauendsten Anwesenden vorbehalten blieb. Und da Politik zu den privaten und in vier Wänden bleibenden Angelegenheiten gehört kann und möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen. Zum Abschluss noch eine ganz verrückte Neuigkeit. An einem der Abende beschlossen die Wanderer, dass die BU zukünftig wieder Fußball spielen will. Dankenswerterweise übernahm E. die volle Verantwortung für die Organisation zum Training. Seitdem spielt die BU wieder regelmäßig Fußball. Danke E.! Natürlich auch herzlichen Dank an die Reiseleitung, die auch in diesem Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet hat.

Many

2015 Reiseleitung: Claudio

 

Vorbemerkung: Auf Grund mir bislang unerklärlicher Ursachen wurde ich im letzten Jahr von einer erschreckenden Schreibblockade heimgesucht. Einem wissenschaftlich hochrangigem Team ist es aber gelungen, diese Blockade zu lockern. Diesem Team und auch allen anderen beteiligten Menschen meines Umfeldes sei an dieser Stelle noch einmal mein Dank ausgesprochen.

 

 

 

 

 

Ohne Klo ist alles Kacke oder therapeutisches Wandern unter Dschungelcampbedingungen

 

Wie schon seit Jahrhunderten ging auch in diesem Jahr wieder der Sommer in den Herbst über und somit wurde es Zeit, dass die Wanderfreunde der Betongunion wieder ihre Wanderstiefel schnürten und den Rucksack zu einem anspruchsvollen und in diesem Jahr auch therapeutisch begleiteten Wander- wochenEnde packten. Im Vorjahr hatte Claudio zwar einen zaghaften Versuch unternommen, seine berufsbedingten Fähigkeiten in ein solches Wochenende einzubringen, aber die BU war noch nicht soweit, sich angstfrei darauf einlassen zu können. Durch viele Einzelsitzungen und – gespräche fassten die Wanderjünger aber in diesem Jahr den Mut , ihr Schicksal ganz in die Hände unseres Seelenprofis und Noch - Trainers zu legen und so ging es in die Pfalz in ein Dschungelcamp in einem Wald, aus dem mit Sicherheit niemand herausgeholt werden konnte, da es ab von jeglicher Zivilisation und somit auch fernab von den unsäglichen Fernsehteams unserer Zeit stattfinden sollte. Schon Wochen zuvor wurden von der Organisationsleitung Gerüchte in die Welt gesetzt, dass es sich bei der diesjährigen Behausung um ein sehr spartanisches und unmenschliches Basislager handeln würde, deren Beschreibung von vielen Mitreisenden, mich eingeschlossen, nicht ernst, zumindest aber unterschätzt wurde. Andere wiederum, die an der Glaubwürdigkeit des Gesagten keine Zweifel hatten, nahmen ein paar Tage ihres Jahresurlaubs, um so rechtzeitig anzureisen, dass sie eins der wenigen Betten erbeuten konnten, in dem bisher nicht üblichen, und im Folgenden noch aufzuarbeitenden Glauben –wer zuerst kommt, schläft zuerst ( weich ). Auf Grund dieser verwerflichen Charakterlosigkeit saßen laut Auskunft eines ortsan- sässigen Jägers ab Montag in bekannter Stunksitzungskartenverkausmanier auch vier bezahlte Studenten vor der verschlossenen Hütte, um den dann am Mittwoch anreisenden Wandermitgliedern, ihre Warteplätze zu übergeben. Wie schön waren da noch die Zeiten, als sich einvernehmlich im Losver- fahren geeinigt wurde, wer ,wo mit wem schläft, und wie viele enge Freundschaften, die daraus resultier- ten haben bis heute noch Bestand. In diesem Jahr waren wieder zwei Debutanten am Start. Thomas, ein frühzeitig alternder Schwabe und Gregor, die Fleischpeitsche aus Nippes, die mit Macht vergessen lassen wollte, dass sich in o.g. Begriff eine Beschreibung einer nicht allzu weit entfernten weiblichen Verwandten versteckt. Nach den unterschiedlichen Anreiseterminen trafen sich dann letztlich alle Wan- derfreunde pünktlich zu einer im Vorfeld arrangierten Weinprobe bei Dr. Bürklin-Wolf . Ja, man liest recht, die Betongunion begann das straff und durchgängig hervorragend organisierte Wanderwochen- ende mit einer Weinprobe. Man kennt die Freunde, die einen umgeben schon sehr lange. Man ist mit ihnen schon durch Höllen gegangen, man hat mit ihnen schon den Himmel berührt. Man sieht sie laut grölend und Flüssigkeit in erhabenen Mengen schluckend vor sich. Alles scheint verlässlich und für immer so zu bleiben. Und dann sieht man sie in neuem Licht. Gläser, die nur ansatzweise mit vergo- renem Traubensaft gefüllt sind, werden langsam und vorsichtig zu Munde geführt. Die Lippen neigen sich leicht über den kristallgläsernen Rand. Kaum merklich wird der Arm gehoben, bis ein kleiner Tropfen sich einen Weg durch das Glas bahnt und die weißliche Flüssigkeit den Gaumen benetzt, woraufhin sich die Lippen spitz zusammenziehen, die Stirn sich in Falten legt und Worte wie „ außerordentlich“ und „sehr interessant im Abgang“ die Münder verlassen. Auf dem Weg in die heiligen Gewölbe des Weinguts wo sich die Schätze befanden, wurde geflüstert, und einige zogen die Schuhe aus, um den noch jungen und vor sich hinreifenden Wein nicht zu erschrecken. Kurz wurde es weltpolitisch. Den verfluchten, imperia- listischen und nichtwissenden Amerikanern wurde nach 70 Jahren noch einmal hinterhergespuckt, und den Franzosen nachträglich ein angenehmer Rausch nach der Verkostung des erbeuteten Kriegsweins gewünscht. Mittlerweile waren die angereisten Sportler hungrig. Bei einem anschließenden Vortrag über Sinn und Zweck des Lageweins und weiteren Anekdoten, wurde ein gereichter Brotkorb in Windeseile geleert. Die Referentin brach hier weise ihre Erzählungen ab und reservierte auf die Schnelle für alle einen Sitzplatz in einem ortsansässigen Restaurant. Zum Abschied wurden wie immer Hände geschüttelt und Telefonnummern getauscht und man verließ hungrig und durstig das Gelände. Nachdem Bene uns kurzzeitig als Hessen deklarierte ( was nat¸rlich schnell berichtigt wurde), wurde endlich ein Lokal ausfindig gemacht, in dem der Schankwirt genug Essen und Getränke in den Vorratskammern hatte, um alle Münder und Mägen für diesen Tag ausreichend zu stopfen. Satt und müde ging es anschließend an einer Burg vorbei zurück ins Dickicht und nach 25 Jahren gemeinsamen Fußballspiels war hier für michein historischer Moment, denn ich sah Sportkameraden sich das erste Mal schwitzend und keuchend vorwärtsbewegen. Wer noch dazu in der Lage war, sammelte Reisig und größere Baumreste, um ein Feuer zum Schutz vor wilden Tieren und zum Erwärmen der schon unterkühlten Körper zu entfachen. Mitgebrachte neue Campinglampen wurden auf Grund nicht zu bewältigender technischer Schwierigkeiten in die Ecke geschmissen, Lichter wurden in die Großtierfallen gestellt und gemeinsam hing man den Eindrücken des vergangenen Tages nach. Günters Körper hing dann aber so stark, dass er nach früh einsetzendem Schlaf während eines gemeinsam gesungenen Wanderliedes, nach dem Aufwachen durchgerüttelt und geschüttelt wurde, als hätte sich ein böser Zauber auf ihn gelegt. Nachdem das rituelle Singen, das Verbrennen mitgebrachter Talismane und das Auspeitschen mit Birkenzweigen keinen Erfolg brachten, wurde Dr. Hoover aus dem Schlafsack gezerrt, ein Arztzelt kurzfristig aufgebaut und eine Sprechstunde abgehalten. Die Praxisgebühr wurde entgegengenommen und nach einem halbstündigen Gespräch unter Berücksichtigung der von Claudio ausgearbeiteten Erkenntnisse, wurde Günter dann entlassen und ohne Zähne putzen ins Bett geschickt, wie sich am Folgetag herausstellte, die beste Therapie, die es in dieser Situation geben konnte. Die Nacht war kurz und zugig. Der einsetzende Regen trieb einige aus dem Schlafsack, um die Sitzmöbel mutig und selbstlos vor dem Durchweichen zu retten. Wider Erwarten wurde es am folgenden Tag doch wieder hell. Zum Glück aller Anwesenden konnte kein Kaffee gereicht werden, da zu diesem Zeitpunkt schon fast alle Wanderer konzentriert darauf waren, die Arschbacken zusammen zu kneifen, denn ein Klo gab es ja nicht. Der Druck wurde nur wenigen so groß, dass sie sich ins Unterholz schlugen und trotz der großen Wahrscheinlichkeit von Wildschweinangriffen arschwärts über Baumstümpfe hingen, um den vom Vorabend gefüllten Darm zu entleeren. Für die kontrollierteren Wanderer ging es dann in zügigem Schritt in ein Hotel, in dem für kleines Geld ein ansprechendes Frühstück gereicht wurde. Von 9:00 –11:00 Uhr waren dann aber sämtliche Sanitäreinrichtungen fest in BU -Besetzung. Und die Veränderung der Vorher – bzw. Nachhergesichter war imposant. Endlich ging es dann auf steilem und steinigem Untergrund ins Gelände. Waldwege, die der Zauberwelt der Märchen entlehnt zu sein schienen, führten die Gruppe zu Hexenlöchern, in denen dann aber zum Glück keine waren. Schon zu diesem Zeitpunkt warf sich eine wahnsinnige Bandbreite der individuellen Laufgeschwindigkeiten auf. Mathes hatte sich sehr viel vorgenommen für diese Tage und mimte den Tempohasen, obwohl im Vorfeld niemand den Versuch des Aufstellens eines neuen Weltrekords angemeldet hatte. Dahinter dann die sich hetzende Meute. Bei erstmals einsetzendem Regen sah sich die Wandergesellschaft dann für eine kleine Rast ein letztes Mal in einer zauberhaften Waldschenke. Die nun schon annähernd dehydrierten Kˆrper wurden mit unterschiedlichen Flüssigkeiten gefüllt. Ein lauter Gong ließ_ alle aufmerken. Wenige hofften sogar eine Vorankündigung einer Zugverbindung zu hören. Aber Pustekuchen. „ Änunfünfzsich un dräunfünfzsich, zwämol de Supp“ . Ach du Scheiße, das konnte doch nichts Gutes bedeuten. Waren wir alle in Gefahr, gab es noch Hoffnung? Erst Thomas, der alternde Schwabe konnte die Wanderer beruhigen und eine gesunde Farbe in die Gesichter der Freunde zurückbringen. Nur die Fertigstellung einer Vorspeise wurde bekannt gegeben. Doch noch einmal dem sicheren Tod von der Schippe gesprungen. Dann ging es gestärkt weiter und die Spreu musste sich sehr schnell von dem alles in den Boden laufenden Mathes Weizen trennen. Als erfahrener Wanderer war meine einzige Perspektive mich hinter ihn zu klemmen, zum Einen , weil Mathes eine geologische Ausbildung hat, und man diese in der Wildnis vielleicht mal gebrauchen kann. Zum anderen hatte er zumindest auch einen Plan von der Gegend. Außerdem hatten die Wege hier so furchteinflößende, grausige Namen ( Geißbockweg o.ä. ), dass ich niemals nie hier alleine sein wollte. Bedingt durch das unmenschliche Tempo, das Mathes anschlug, riss die Gruppe nun immer weiter auseinander. Regen setzte erneut ein und zumindest die derzeitige Führungsriege erreichte noch trockenen Hauptes eine Flüssigkeiten anbietende Herberge. Die Anderen. Wer waren sie und wo waren sie? Und vor Allem, könnte man sie ohne Netz jemals wiederfinden? Die Pause wurde zu einer zermürbenden Nervenangelegenheit, vielleicht auch, weil zeitgleich ein nicht allzu wichtiges Fohlen – Geißbockderby stattfand, dass die wenigen Fußballinteressierten womöglich reizte. Als die verloren geglaubten Freunde dann eintrafen, wurde allen Beteiligten klar, dass es wichtigere Ereignisse gibt als Derbys. Man nahm sich noch mehrere Male wohlgesonnen in die Arme und dann ging es gemütlich und zu Karstens Glück ohne Umwege zurück ins Basislager. Zum dritten Mal setzte Regen ein, und bis heute ist nicht nachvollziehbar,  ob es nun an der Zauberzahl drei oder an dem Spruch, dass Regen zu bestimmten Jahreszeiten ( ich dachte immer es sei der Mai ) schön mache, aber Bene riss sichurplötzlich die Kleider vom Leib, um sich in der, in Strömen vom Himmel fallenden Flüssigkeit, zu säubern. Ein Kreis wurde gebildet und Claudio befragte die Teilnehmer nach ihrer Befindlichkeit. Was hat dir Gefallen? Was nicht? Wie ging es dir mit dir? Wie ging es dir mit den Anderen? Hast du auch so einen Hunger? Als diese Frage dann von allen Teilnehmern positiv beantwortet werden konnte, startete erneut der steile Abstieg ins Tal. Nun war der Tag nicht über die Maßen kühl, aber was die Mannschaft jetzt erwartete, war eine zur Sauna umfunktionierte helenische Taverne. Dr. Hoover konnte sich so geben, wie er wollte, versuchte sogar mit der an Körpermaßen ihm ähnelnden Schankwirtin einen Trikottausch, aber diese verneinte, höflich, aber auch bestimmt. Die Wanderer stillten ihren Durst, füllten ihre zusammengeschrumpften Mägen mit unterschiedlich fettigen Nahrungsmitteln und tauschten ihre gemachten Erfahrungen aus. Als es wieder daran ging dem Erlebten nachzuhängen, war es diesmal an Mathes hängen zu bleiben. Dr. Hoover setzte zwar kein Blaulicht, zumindest dann aber doch einen professionell besorgten Blick auf und schritt zur Tat. Bis jetzt konnte nicht abschließend geklärt werden, ob der unwohlseinspendende Virus Günters auf den ahnungslosen Mathes übersprang, oder ob Mathes dem hohen Tempo Tribut zahlen musste, aber um etwaigen Nachfragen zuvor zu kommen, sei hier berichtet, dass es Mathes wieder gut geht. Zum Abschluss in der Nacht dann wieder der steile Aufstieg ins Basislager. Mathes konnte den Weg aus eigenen Kräften bewältigen. Wieder wurde ein großer zeremonieller Kreis gebildet und neben Liedern, die das Heimweh der Wanderer lindern sollten, wurden innige Bande zwischen dem Doktor und seinem neuen Helfer geknüpft. Diese konnten nur schwer wieder getrennt werden, aber dann gings auch schnell ab in die Kojen wo jeder seinen eigenen Träumen nachhängen durfte. Am Morgen dann die gleiche Prozedur des Vortages. Arschbacken zusammen bis zum Frühstückshotel, warten, warten, warten und dann wieder loslassen nach alter Väter Sitte und entspannen. Ein letztes Mal wurden die Wanderschuhe geschnürt und auf malerischen Pfaden ging es wieder in den Wald. Eine sich am Wegesrand anheimelnd darbietende Schänke wurde angesteuert, eine letzte Stärkung entgegengenommen und dann wurde der Pfad zum Basislager ein letztes Mal bewältigt. Hausarbeiten wurden ausgeübt, es wurde gefegt, gespült und um die Schaffenskraft eines Handwerkers zu befriedigen, wurde eine Leiter in Einzelteile kunstvoll zerlegt. Einem Dutzend erfahrener Menschen gelang es sogar noch, die Tür zu unserer Herberge zu verschließen. Die Weinkäufer wurden nach Abschluss ihrer Geschäfte noch von der Weingöttin nach allen Regeln der Winzerkunst zusammengefaltet, weil die Reservierung im Lokal des ersten Abends von den Wanderern nicht abgesagt worden war. Die Rückfahrt verlief in unterschiedlichen Droschken problemlos. In Erinnerung bleibt ein erfahrungsträchtiges Wanderwochenende in der Pfalz, für das Claudio nicht genug gedankt werden kann.          

 

 

2014 Reiseleitung: Bene

Moinsen Wandertruppe,

die Planung für die BU-Herbstwanderung ist vorangeschritten und wird wie folgt vermeldet:

 

Nach dem Rothaar- und dem Rheinsteig ist nun der „Westerwaldsteig“ (www.westerwald.info))anvisiert. Landschaftlich sehr reizvoll und von den Anstiegen moderat. Anreise nach Haiger am Freitag, den 26.09. um 17.00 Uhr. Dann schmeiß ich die Kaffeegäste raus….und geb den ein oder anderen Kasten Bier aus. Hungern muss sicher auch keiner. Aber nicht zu viel Völlerei liebe Wanderfreunde – der Samstag ist nicht ohne. Ach ja - Übernachtung auf dem Familienanwesen - „Mi casa y tu casa“. Am Samstag früh Aufbruch nach Freilingen. Autos parken und mit leichtem Übernachtungsgepäck losmarschieren: Königsetappe über 22 km bis Bad Marienberg. Schnuckliger Ort mit Übernachtung im „Westerwälder Hof“ (www.hotel-westerwaelder-hof.de) . Von den Vorstandsmitgliedern Butzi und Günther abgesegnetes Mittelklassehotel mit Skybar !!! Da die erste Übernachtung in Haiger frei ist, gönnen wir uns die 45,-€ incl. Bombenfrühstück pro Nase, oder?! Sonntagsetappe: Bad Marienberg – Hachenburg 15 km und dann Rücktransport zu den Autos. Ich habe bis Anfang Juni 7 Doppelzimmer im Westerwälder Hof reserviert. Ich bräuchte also bis spätestens bis Ende des Monats definitive Zu- oder Absagen zur festen Reservierung der Zimmer – Feste Zusagen bisher: Claudio, Mattes, Butzi, Günther. Kurze Mail reicht!!! Sportlichste Grüße Bene

 

Hallihallo die Räuber,

 

der Rücklauf nimmt Fahrt auf und ich darf vermelden, dass sich die Altbewährten bis auf wenige Ausnahmen eingeloggt haben. Wir brauchen natürlich noch dringend den ruhenden Pol Edgar, auch wenn die „Roten Teufel“ am 27.9 aller Voraussicht nach kein Samstagspiel haben werden, schnüff….und was erlaube Doc Hoover. Er wird uns doch wohl nicht seinen medizinischen Beistand verwehren – er wird von Jahr zu Jahr dringender!!! Und der graue Wolf sollte nach den ausschweifenden Aufstiegsfeierlichkeiten auch wieder in der Lage sein seine Tastatur zu bedienen. Dafür hat Trainerlegende Klaus F. sein Kommen angekündigt – großes Kino!Bis bald auf der Feier Bene

 

Sensationelle Entwicklung in der Wanderabteilung der BU !

 

Werner Z. gibt sich die Ehre und hat evtl. noch ein „Schmankerl“ im Köcher.

 

*****Brandaktuell***** Doc Hoover hat ohne wenn und aber zugesagt. Alle Fuß- und Gelenk- und Rückenerkrankten sind somit auf der sicheren Seite. God save the DOC !!!

 

Grüße B.

2013 Reiseleitung: Edgar

"Vegan" durchs Allgäu

Es war in jener Zeit, in der sich Bischof Tebartz van Elst anschickte ein Vermögen für seine Behausung auszugeben und die USA kurz überlegte, ob sie sich öffentlich für bankrott erklären solle, als der ehemalige Azubi Christoph eine Reise für die elf Wanderfreunde der Betong Union in die Pfalz plante. Dies schien zunächst möglich, doch bei der Wahl der diesjährigen Residenz, schickte sich unser Jungsporn an, derartige Unmassen an Geld hierfür zu veranschlagen, dass sich in einer geheimen Sitzung eine Gruppe vernünftiger Menschen zusammenraufte und beschloss, sich in diesem Jahr mit gutem Beispiel vorangehend, zu bescheiden, und eine andere Unterkunft zu suchen. Oben genannter Bischof hatte zwar die Reise zu seinem Oberhaupt nach Rom überlebt, aber er wurde schlichtweg auch erst einmal in die Verbannung geschickt. In Anbetracht der zu erwarteten Strenge unserer Kassenführerin Alwine, wäre Christoph damit gut bedient gewesen, aber man weiß ja nie. Und so stellten sich einige der BU Silberrücken schützend vor den jungen Mann und behaupteten auf Anfrage der guten Frau einfach, man habe sich wetterbedingt dazu entschieden eine Reise ins Allgäu zu machen. Edwin erinnerte sich an einen Alt Betongunionisten, Alexander, der im beschaulischen Allgäu eine bescheidene Herberge besaß, und auf Nachfrage gerne dazu bereit war, sie seinen alten Freunden zur Verfügung zu stellen. Die Hütte sei frisch gesäubert und mit vereinzelt an der Wand befindlichen braunen Flecken könnten wir doch für einige Tage leben. Edwin, erfahren in der zu bereisenden Gegend, erklärte sich bereit dazu, einige hübsche Touren auszuarbeiten, die sowohl den Ansprüchen , als auch den Fähigkeiten der Wanderer entsprechen würden. Die Anreise an einem Mittwoch Abend stellte sich zwar als anstrengend heraus aber außer kleineren Gewitterwolken in einem Auto bezüglich der A8 kam es zu keinen nennenswerten Vorkommnissen. Und so trafen die letzten Reisenden gegen 1:30 Uhr in der Früh ein, willens die Nacht hier noch nicht beenden zu wollen, da man ja noch einige Zeit in den nächsten Tagen finden würde, sich von den Strapazen zu erholen. Aber eine Unruhe bahnte sich jetzt ihren Weg. Gab es zwar in der Herberge genug Platz für jeden Wanderer, so waren doch die Betten so abgezählt, dass sie einer fünfköpfigen Familie Genüge leisteten. Wie jetzt vorgehen, ohne dass es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen um die Schlafstätten kommen musste. Es wurden Vorschläge gesammelt. Alter, Gewicht, Schweregrad der derzeitigen Verletzungen, Dauer der Zugehörigkeit im Club. Meinhold freute sich zu früh. Insgeheim liebäugelte er schon mit einer individuellen Belegung von mehreren Betten gleichzeitig, doch dann kam so etwas wie Vernunft in die aufgewühlte Meute. König Zufall sollte entscheiden. Ein in einer Ecke liegendes Kartenspiel wurde gemischt und Karten gezogen. Bube bekommt Bett. Die Auslosung wurde mit zittrigen Händen und vehementer Spannung durchgeführt. Nur einer, Christoph, sei es nun aus schlechtem Gewissen wegen seiner zuvor zu opulenten Reiseplanung oder weil er über die psychischen Gefahren einer Zeit nach der Verlosung Bescheid wusste, sagte sofort, dass er gerne auf ein Bett verzichten und stattdessen in einem Schrank schlafen wolle. Ein kurzes dreifaches Hurra von allen anderen, einer weniger. Damit nicht genug. Gleichzeitig verkündete er mit verklärtem Blick, dass er die kommenden Tage dazu nutzen wolle, seinen Körper vor jeglichen Rauschgefahren zu schützen und vegan in den Tag zu leben, stand auf und holte ein selbstgeflochtenes Weidenkörbchen aus dem Auto, in dem sich eine bescheidene Auswahl an in Leinen gewickelter und getrockneter Feldfrüchte befand. Und nicht nur der an modernen Lebensformen interessierte Sascha sagte zu, warum auch immer, ihn in diese Phase seines Lebens zu begleiten. Die Auslosung der Betten hinterließ verständlicherweise unterschiedliche Stimmungen. Letztlich ist hier nur erwähnenswert, dass sich so manch einer nach drei Nächten mit einem fremden Bettgesellen nur noch schwer ein zukünftig anderes Leben vorstellen wollte. Aber es ist bekannt, dass Urlaub einen Menschen oder eine Situation oft nur in einem Zauber sehen lässt, den der Alltag einem nicht geben kann. Nachdem die Spannung nach der Auslosung endlich vom Tisch war, konnte man dann endlich auch was Flüssiges und Geistreiches auf den Tisch stellen. Und da Edwin den Burschen für den kommenden Tag eine gemütliche Einstiegstour versprach, sah sich niemand dazu verleitet, sein Heil im Schlaf zu suchen. Ein fatales Erwachen war die Folge, aber da Edwin jetzt auch nicht mit der Peitsche zum ersten Hahnenschrei zum Aufbruch rief, machten sich die Wanderer zu angemessener Zeit auf, den zwar als gefährlich aber machbaren Gipfel des Hochgrads zu besteigen. Hier glaubten zwar alle noch an die Mär der gemütlichen Einstiegstour, aber als ob ihm in der Nacht ein warnender Engel etwas geflüstert hätte, sagte Arnulf vor dem Abmarsch, dass er aus Gewichtsgründen dieses Mal, sein Obst in Flaschen verpackt habe. Die Autos wurden dann zwar an einem komfortabel nach oben gehenden Lift geparkt, aber aus ökonomischen und ökologischen Gründen stimmten alle darin überein, den Weg laufend zu erledigen. Über angenehmes Geläuf wurden schnell die ersten Höhenmeter gemacht. Jeder, in alters – und körperangemessenem Tempo, ging seinen Weg. Es wurden philosophische, häufig auch medizinische Themen besprochen, manche unterhielten sich schlichtweg auch über Gott und die Welt, andere wiederum, ganz auf sich selbst konzentriert, gar nicht. Dann wurde die erste Hütte ( Butzi welche??????) erreicht und es war eine kleine Sensation. Eine norddeutsche, sicherlich dort auch sehr bekannte Kapelle, spielte auf und ließ keine Wünsche offen. Ja, das war Einheit. Deutsche Einheit, und Hoffnung auf eine bessere Welt fand hier Nahrung. Die wiederum konnte von den Wanderern hier schon nicht mehr in fester Form zu sich genommen werden. Fruchtsäfte wurden gereicht, und wer sich darüber hinaus noch etwas Leichtes aus der Schänke holen wollte, fand sich in einem Pulk von Menschen wieder, die alle geduldig der langsam aber kontinuierlich zapfenden Wirtin zusehen durften. Doch der Berg rief schon wieder und so verabschiedete man sich händeschüttelnd von den anderen Gästen, wünschte sich frohes Gelingen und setzte den Weg fort. Und erneut bildeten sich ständig wechselnde Gruppen die zielstrebig dem Gipfel entgegenschritten. Leider musste Manuel die Sauerstoffflaschen an der Hütte lassen und so war er für den Rest des Weges ganz auf sich selbst gestellt, der wackere Mann. Egon und Hans hatten ihre Sambas in diesem Jahr nicht dabei, doch die Umstellung auf das neue Schuhwerk konnten sie mühelos bewerkstelligen. In einem unüberschaubaren Gebiet trennten sich auch die im Vorstieg befindlichen Urs, Hubert und Meinhold, die letzten beiden, um den vorher besprochenen Weg zu verfolgen, ersterer um noch einen Gipfel im Alleingang zu erklimmen. Müde aber überglücklich erreichten Hubert und Meinhold das Ziel, aufgeschreckt nur durch einen Rettungshelikopter. Ob Manuel doch in größeren Schwierigkeiten war wegen des Sauerstoffs. Man müsse es abwarten, tun könne man für ihn im Augenblick ja doch nichts. Warten. Nichts als Warten. Dazu schienen sie für eine übermenschlich lange Zeit verdammt zu sein. Und Flüssigkeitsaufnahme. Auch daran musste jetzt gedacht werden und es wurde daran gedacht. Nach einer schier unendlichen Zeitspanne tauchten die ersten Gestalten am Horizont auf. Sichtlich erschöpft, aber auch mit einem glücklichen Lächeln, das Ziel erreicht zu haben , staksten sie die letzte Ansteigung hoch. Arnulf, vermutlich auf dem der Weg ist das Ziel Trip, vollzog auf den letzten 100 Metern noch einige rituelle Niederwerfungen. Dann waren die zuvor getrennten Freunde alle wieder beisammen. Alle? Nein, Edwin, der Reiseleitung, war die ganze Verantwortung für die 10 anderen vermutlich doch zuviel geworden. Er brauchte erst einmal Abstand und hielt innere Einkehr in einer schattigen und dunklen Gastwirtschaft. Meist schweigend sahen die Wanderer dem sich langsam dem Abend neigenden Tag bei seiner Tätigkeit zu. Der Abstieg wurde unterschiedlich vollzogen. Manche schrieen fast – ich scheiß was auf die Ökologie, ich fahr mit der Bahn runter-, manche liefen beschwingt den Berg hinab, wiederum andere gingen meditativ und gelassen, zielgerichtet. Letztlich sammelte man sich erneut an den Fahrzeugen, um eine Lokalität zu suchen, die jetzt auch der Nahrungsaufnahme dienen sollte. Nachdem die Wandersleute zunächst mit Argwohn von den Bediensteten betrachtet wurden, öffnete danach ihr Charme, vielleicht auch die Anwesenheit des Meisters die Herzen der Bedienung und des Schankwirts und es wurden leckere Speisen gereicht, veganes Gemüse, veganes Schwein und sogar veganer Hirsch waren im Angebot und lösten rundum ein anerkennendes Kopfnicken aus. Zurück zur Herberge und dann ging es zufrieden über die vollbrachte Leistung schnell ins Bett. Am nächsten Morgen wollte Petrus die 11 Freunde zunächst vor überhastetem Start schützen. Es regnete, aber dann fiel den meisten das Dach doch dermaßen auf den Kopf, dass man sich aufmachte, um dem Körper Luft zu verschaffen. Seil, Pickel und Steigeisen wurden in der Herberge gelassen, was Kleines wurde von der Reiseleitung ausgewählt. Und so kam es wie es kommen musste, alles ging gut. Und weil sich am Vorabend im Ort rumgesprochen hatte, dass die Wanderer Glut selbst in die kühlste Hütte bringen konnten, wurde eine Tournee einer ortsansässigen Jodeltruppe kurzfristig abgebrochen, damit sie für die Freunde in der ausgewählten Wirtschaft aufspielen konnten. Und so manch einem blieb vor Rührung das Essen fast im Halse stecken. Man verstand nicht die einzelnen Worte , doch jeder wusste, hier geht es um Liebe, Leidenschaft und langes Leben. Und wäre ein Mikrofon in der Nähe gewesen, Arnulf hätte die jungen Burschen gut und gerne begleitet. In die Herberge zurückgekehrt, wurden zunächst einige Fässer Bier angestochen. Danach übten sich einige im Mini Fußballspiel auf einem Tisch andere wiederum gaben sich dem Kartenspiel hin. Nach anfänglichem Zaudern, wurde die Stimmung dann ausgelassen. Da die Reiseleitung schon zu Bett war, konnten sich die noch Wachgebliebenen mal so richtig gehen lassen. Karten wurden auf den Tisch gelegt und eine Partie Strippoker gespielt. Hans, Sascha und Hubert waren leider schon sehr früh aus dem Rennen ( Foto Sauna), was der guten Allgemeinstimmung jedoch keinen Abbruch tat. Und dann suchte jeder seine Schlafstätte auf und hing noch ein wenig den Eindrücken des vergangenen Tages nach. Am nächsten Morgen kam bei Sascha und Manuel ein schlichtweg unerträgliches Heimweh auf und die beiden verließen die anderen, nicht ohne ihnen noch eine erfolgreiche Zeit zu wünschen. Nach anfänglichem Regen wurde eine Abschlussetappe ausgeklügelt. Zunächst wurde der ein oder andere Gipfel noch im Sturm genommen. Die Reiseleitung sorgte dann noch für einen Eklat. Bei der Wahl darum, was als nächstes zu tun sei und einer daraus resultierenden Patt Situation, wurde sie, ihrer Verantwortung angemessen, um eine Entscheidung ersucht. Aber was auch immer an den Tagen oder in den Nächten zuvor vorgefallen sein mag, urplötzlich war sie nicht mehr dazu bereit, eben diese oft fürs schlichte Überleben im Berg notwendige Verantwortung zu übernehmen. Mit den in den kalten Nebel gehauchten Worten – ich entscheide hier gar nichts – ließ sie die nun ratlosen Freunde mit sich selbst allein. Kurz und gut, die Freunde trafen eine Entscheidung und wie so oft, diese Entscheidung stellte sich als die einzig richtige heraus. Danach kam die erste Nervosität bei den in niedrigen Klassen spielenden Fußballmannschaftsanhängern auf. Christoph wurde jetzt neben der veganen Schwächung auch noch durch einen herben Schicksalsschlag zermürbt. Nach günstigem Start verlor seine Mannschaft dann doch noch zur Freude von Hans und Egon, die wiederum urplötzlich gute Laune verströmten. Wie um die Laune nun auf den Höhepunkt schrauben zu wollen, entdeckte Egon dann die von wem auch immer in Betongunionfarben gestrichenen Vogelnistkästen. Dies konnte kein Zufall sein. Bereits bei der Wanderung des Vorjahres war aufgefallen, dass irgendjemand die Wege der Wanderer im Vorfeld mit gelb roten Fahnen geschmückt hatte. Wer und wann? Zwei Fragen. Keine Antwort. Nach dem Abstieg ging es schnurstracks in die nächste Gaststätte. Hieß sie jetzt zum goldenen Hirschen oder aber zum scheuen Reh, das war jetzt unerheblich. Wichtig war die Stärkung der ausgemergelten Körper. Man trat ein und machte durch rhythmisches Schlagen auf die Tische auf sich aufmerksam. Der Wirt trat in die Gaststube und erkundigte sich zunächst danach, ob jemand da sei. Als dies bejaht wurde, sagte er höflich – guten Tag. Die Speisekarte würden wir nicht lange studieren müssen, da sie eh nicht mehr aktuell sei. Er habe vom Alpenverein gehört, dass sich vor einigen Stunden in der Gruppe ein Vorfall ereignet habe der ihn dazu veranlassen würde, erst dann eine Nahrung herzustellen, wenn diese von allen gemeinsam bestellt würde. Welch weiser Mann. Vegan war sowieso klar. Also bestellten alle veganes Hirschgoulasch. Aber so leicht sollte es den Wanderern dann doch nicht gemacht werden. Zwar sei das Goulasch nach Aussage des Wirtes wahrhaftig sehr sehr lecker, nur habe er es nicht aufgetaut und so stünde es zu diesem Zeitpunkt leider nicht zur Verfügung. Es gäbe aber leckeres Schnitzel mit Salat oder aber Salat mit Schnitzel. Je nach Vorliebe auch das Schnitzel auf dem Salat oder aber, gegen geringen Aufpreis, der Salat auf dem Schnitzel. Schnitzel ohne Salat hingegen sei aus. Verwundert sahen sich die ausgehungerten Bergleute an. Handelte es sich hier um eine findige Aufmerksamkeitsprüfung des Wirtes. Lange Stille. Doch Edwin durchbrach dann die langanhaltende entstandene Stille und schrie in den Raum. Tolle Idee, ja das nehmen wir, das in der Mitte. Während der kurzen Zubereitungszeit des Essens konnten die Wanderer in aller Ruhe die mitgebrachten Romane zu Ende lesen und danach miteinander tauschen und den neuen schon einmal in beseelter Ruhe anfangen. Nach vollbrachtem Mahl kam es dann zu zähen Preisverhandlungen. Hubert stellte sich hier als beinharter und unerwartet skrupelfreier Geschäftsmann heraus und Christoph musste dem jetzt bis ins Mark schockiertem Wirtsmann beistehen, damit für alle doch noch so was wie eine win win Situation entstehen konnte. Unter lautem Geschrei wurden die Verhandlungen beendet und per Handschlag als für rechtskräftig befunden. Zurück in der Herberge wurden die geschundenen Körper zunächst grob von den entstandenen Verschmutzungen gesäubert. An jenem Abend geschah es dann, dass mit Ausnahme des jetzt doch schon durch das vegane Leben ausgezehrten Christoph, alle Wanderer voller Zufriedenheit dem sportlichen Treiben im Fernsehen zusahen. Es wurde geklatscht, gehüpft und auch die Halsadern des Meisters wurden noch einmal auf ihre Stabilität und Elastizität geprüft. Die verbliebenen Fässer wurden in bekannter Art und Weise geleert, damit für die Rückfahrt unnötiges und treibstofffressendes Gewicht vermieden wurde. Am Morgen der Abreise war es dann Urs, der der mehrtägigen Reise mit dem kurzen aus nur vier Buchstaben, aber alles sagendem Wort –chön- die angemessene Würdigung verlieh.

2012 Erlebnisse im Rauch der Vulkane/Eifel: Mattes

11 Freunde sollt ihr sein oder Erlebnisse im Rauch der Vulkane

Anmerkung: Aus familiären Gründen wurde der Autor gebeten Namen bei Bedarf zu ändern.

 

Im ersten Jahr ohne den Meister zogen 11 unerschrockene Freunde aus in das Land in dem noch vor kurzer Zeit das Verbrennen von Hexen die einzige und sehr beliebte Abwechslung zu den langen kalten und verschneiten Winterabenden darstellte. Zwar lag bei der Anreise noch etwas Zweifel und Angst in den Gesichtern der Jünger, doch diese wich bald dem Gefühl der uneingeschränkten Freiheit und Entspannung. Zugegeben, eine Sache der Verbrennungen hatte sich gehalten; Rauch, ohne Ende Rauch, soviel man wollte und soviel man ertragen konnte . Bisher hatten einige der Reisetruppe dieses Stück Land , die Vulkaneifel, noch belächelt und die Bewohner als hinterweltlerisch beschrieben doch gab es dort eine Freiheit, die man in Köln, nein fast in der ganzen Welt, nicht mehr kennt: Rauchen, Rauchen wann und wo man will. Und so kam es nicht von ungefähr, dass ein Teilnehmer nach der Reise sagte : hier will ich für immer bleiben. Hans und Hubert schliefen während dieser Tage fast gar nicht, weil sie im Raucherzimmer untergebracht waren und da der Meister ja nicht da war, konnten sie niemanden um Rat fragen. Das Ergebnis : sie rauchten vor dem kurzen Schlaf, nach dem Schlaf, vielleicht sogar während des Schlafs, um dem Namen des Zimmers genüge zu tun.

 

Die Anreise am Freitag glich einer Sternfahrt. Aus allen Ecken Kölns und des Ruhrgebiets trafen die Wagen der Teilnehmer in Daun ein. Nach zähen und zuckersüßen Vertragsverhandlungen mit dem Rezeptionisten wurden Geburtsdaten und Zimmerschlüssel ausgetauscht und es ging in ein ortsansässiges Kino, um eine unterhaltsame, wenngleich auch wenig dramatische Sportveranstaltung zu betrachten. Köln rang den Betzebuben ein 3:3 ab. Danach zurück ins Hotel, wo dann auch der letzteingetroffene Manuel im wachen Zustand an der Theke angetroffen wurde. Müde von den Strapazen und fröstelnd von der kalten Nässe im Dorf entschied die Reisegruppe das Essen im Goldenen Fässchen einzunehmen. Gereicht wurden unterschiedliche Tiere in durchaus angenehm verarbeiteter Form. Anschließend diverse hochgeistige Flüssigkeiten der Region. Schade für Christoph war es nur, dass es keine Rhabarber Schorle gab. Da es bei den 11 Freunden selten ohne Sport geht, wurde dann noch die Kegelbahn frequentiert, nachdem sich die Fraktion der Pädagogen davon überzeugt hatte, dass sich um diese Uhrzeit und wie früher durchaus üblich, keine Halbwüchsigen mehr, um das Aufstellen der umgefallenen Kegel bemühen mussten. Es wurde auch wieder klar, welch große Talente es auch hier im Rahmen der BU gibt. Sei es nun damit begründet, dass der Meister nicht anwesend war, und vielleicht eine Spur von Unsicherheit und Misstrauen in den Köpfen der Jünger lag, es war das erste mal, dass selbst Manuel und Martin nicht die Ruhe fanden, ein kleines Zwischennickerchen zu halten. Bis auf Hans und Hubert konnten danach alle sehr gut schlafen.

 

Die Reiseleitung hatte zum frühen Aufbrechen am nächsten Morgen gemahnt, da nicht abzusehen war, ob die geplante Strecke überhaupt an einem Tag zu bewältigen war. Es gab ein Frühstück, bei dem selbst dem sonst so kritischen Franz herausrutschte: jetzt wäre ich gerne in dem Büchercafe in Köln und äße ein Bauernfrühstück. Aber die Freunde machten sich dennoch auf, da sie ja auch über einen längeren Zeitraum ohne feste Nahrung leben können. Beim Start war es kalt, sehr kalt aber trocken. Der Einstieg wurde nach einigen Versuchen gefunden und man kam gut in Tritt. Sehr schöne morastige Waldwege wurden überquert, Herbstlaub in allen Farbfacetten wurde gesehen, wie es langsam und dem nahenden Schnee platzmachend zu Boden schwebte. Karl, der alte Schussel, hatte es mal wieder versäumt seine Getränkevorräte zu überprüfen. Nach langen Diskussionen und belehrenden Gesprächen bekam er dann unterwegs Wasser gereicht und es bleibt nur zu wünschen, dass Erkenntnis in nur einem dieser nassen Tropfen steckte. Die auftretenden Verletzungen während der Wanderung konnten allesamt behandelt werden und hier zeigte sich die Unabdingbarkeit einer kompletten medizinischen Betreuung durch unseren Facharzt, Urs, der auch in der Wildnis aus uns bislang unbekannten Pflanzen und Pilzen den ein oder anderen Sud herstellte oder Pasten zur Schmerzlinderung auftrug. Zwar schwiffen unsere Blicke immer wieder ins Unterholz oder auf die Bergkuppen, aber Wildtiere sahen wir keine. Hans glaubte einmal einen kapitalen 12 Ender vor der Linse zu haben aber bei näherer Betrachtung erwies er sich doch als Arnfried, der sich einen Spaß gemacht und einen Brunftschrei ausgerufen hatte.

 

In den wenigen und kurzen Pausen wurden dann die Leckereien verspeist, die jeder aus der Heimat mitgenommen hatte. Untypisch für unsere 11 Freunde war es denn diesmal auch, dass Einkehrmöglichkeiten ignoriert wurden. Entweder sagte die Reiseleitung, dass der Weg noch zu lang sei, oder aber die Alten wiesen auf unsere Vorbildfunktion gegenüber unserem AZUBI hin, der, es sei hier kurz und voller Respekt erwähnt, bei seiner ersten großen Wanderung im Rahmen der BU eine vorzügliche Form bewies. Es bedurfte nur weniger Tipps bezüglich seines Auftretens und dem Abrollen über den Fußballen und er konnte Schritt halten mit den arrivierten Wanderern. Und dann kam das Ziel in Sicht, und dem ein oder anderen huschte eine Träne der Rührung über die vom Gehwind gekühlte und leicht gerötete Wange. Burg Manderscheid und wie die Reiseleitung es auch immer angestellt haben mochte, sie war mit einem gelb roten Banner geschmückt. Lange lagen sie sich in den Armen und beglückwünschten sich dazu, diese verdammt anstrengende Tour gemacht und überlebt zu haben. Kurzzeitig kam etwas Unruhe in die Wandergemeinschaft, denn gab es zwar im Ortskern viele Einkehrmöglichkeiten, so waren diese doch fast ausschließlich in einem geschlossenen Zustand.

Erst als an Aufgabe gedacht wurde taten sich zwei Möglichkeiten auf und je nach Konstitution entschieden sich die Wanderer für feste oder flüssige Nahrung, wissend, dass sie nicht ewig an diesem Ort bleiben konnten und eine Reisekutsche sie noch an diesem Tag nach Daun zurückbringen würde. Die Rückfahrt war geprägt von diverser Jack Wolfskin Mode und unterschiedlich stark ausgeprägtem Harndrang. Erleichtert wurde die Herberge wieder erreicht. Je nach Veranlagung tranken die einen jetzt einen Kaffee oder andere stürzten sich sofort in das nächste Abenteuer. Die einen, weil sie ihrem Leben noch schnell einen Kitzel verabreichen wollten, ein anderer, weil er herausfinden wollte, ob er jetzt für immer trocken sei, oder ob es sich nur um eine kurze Periode handelte, der mit erhöhter Temperatur noch beizukommen sei. Waren sich die Saunagänger noch nie so nackt und nah, schlug dann Sascha fast den Boden aus dem Fass. Sascha, erst kürzlich aus einer anderen Welt an diesen Ort gewechselt, verstand sein Handwerk meisterlich. Ein Aufguss jagte den nächsten und eine Verwirbelung der Luft durch bizarres Gewedel brachte die Anwesenden an die Grenzen ihres Bewusstseins. Wie geprügelte Hunde verließen sie das Holzverließ, glücklich mit dem Leben davongekommen zu sein. Gegen Abend dann die Gewissheit, dass alle noch Nahrung aufnehmen mussten. Nicht ganz unwählerisch wurde die ein oder andere Gastronomie verworfen, um dann eine gute Wahl zu treffen. Jetzt war es zwar so, dass Urs seine Kenntnis der Kräuter im Wald schon bewiesen hatte, doch muss er eins dieser Kräuter vollends falsch eingeschätzt haben. Nachdem er den Sud zubereitet hatte, überkam ihn eine fast schon mystisch anmutende Aura, mit der im Folgenden erst einmal alleine klarkommen musste. Die anderen genossen ihre Speisen und Getränke, diesmal sogar raucharm und fielen dann später müde, stolz, aber auch dankbar in ihre Schafstätten. Nach geruhsamer Nacht splitterte eine kleine Gruppe nach dem ähnlich bescheidenen Frühstück wie vom Vortag vom Hauptfeld ab. Die verbliebenen Wanderer machten noch bei herrlichem Wetter einen sehr schönen Spaziergang am Rande der Maare. Sie ließen noch einmal Luft in ihre vom Rauch verengten Lungen, weil sie wussten, dass dem Sonntag der Montag folgen würde, wie immer, warum also diesmal nicht. Eine wunderschöne, sonnenüberflutete Terrasse lud ein zu Pflaumenkuchen und Kaffee und da wollten sie sich auch nicht lange bitten lassen. Beim anschließenden letzten Gang zu den Autos hing der ein oder andere noch schweigend den Eindrücken der Vortage nach und jeder suchte für sich einen Weg, diese Eindrücke zu verarbeiten. Ein letztes Abschlussgetränk, ein herzlicher Abschied und alle fuhren ihrer Wege, nicht ohne der Reiseleitung Respekt, Bewunderung und Dankbarkeit für eine wieder einmal äußerst gelungene Reise auszusprechen. Danke.

 

M. W.

 

 

 

 


2011: Die BU rettet die EU/Ardennen Reiseleitung: Mattes

2010: Luxemburgisches Grenzland. Reiseleitung:  Mattes

2009: Das Münsterland (Ansgar)

2008: Der Rheinsteig (Edgar)

2007: Rothaarsteig (Bene)